Segeln
Segeln ist eine Fortbewegungsart unter Nutzung des Windes, bei der ein scheinbarer Wind ein oder
mehrere Segel anströmt und dadurch Vortrieb des Bootes bewirkt.
Segeln durch den Winddruck
Beim Segeln vor dem Wind bewirkt der Winddruck auf eine senkrecht zum Wind stehende Fläche einen
Vortrieb in Windrichtung. Diese Art des Vortriebs wird am günstigsten durch Rahsegel genutzt.
Schiffe mit Rahsegeln fuhren oft auf längeren Kursen zum Ziel, auf denen bekannte Winde wie zum
Beispiel die Passatwinde in günstiger Richtung standen. So fuhren auch die Walfänger aus
Nantucket auf dem Umweg über die Azoren und die westafrikanische Küste in Richtung auf Kap Hoorn
und das Fanggebiet westlich der südamerikanischen Pazifikküste. Die Reisegeschwindigkeit von
Rahseglern ist oft geringer, weil sie beim Kreuzen quer zum Wind sehr viel langsamer vorankommen
als Boote mit Schratsegeln auf Kursen Am Wind.
Segeln durch windströmungsbewirkte Druckunterschiede
Bei einem Segel ist die Wölbung auf der dem Wind zugewandten Seite (Luv) konkav, auf der dem Wind
abgewandten Seite (Lee) konvex. Der Wölbungsverlauf ist nicht gleichmäßig. Die Segel laufen zur
Hinterkante hin flach zu. Der Wind strömt an einer nahezu parallel zur Richtung des scheinbaren
Windes ausgerichteten Fläche (im vorderen Bereich des Segels) entlang und wird dann durch die
veränderte Segelwölbung auf beiden Seiten der Fläche aus der Bahn gelenkt. Auf der Luvseite
wird dadurch ein Überdruck erzeugt. Auf der Leeseite hingegen wird die Luft umgelenkt, da am
Segel ein Unterdruck entsteht. Die Druckdifferenz zwischen Luv- und Leeseite des Segels bewirkt
eine Kraft senkrecht zum Segel (diese Kraft ist auch für die Wölbung des Segels verantwortlich).
Die Kraft kann man in zwei Teile zerlegen: Der eine Teil dieser Kraft wirkt parallel zur
Längsrichtung des Bootes und erzeugt den Vortrieb. Der andere Teil wirkt senkrecht zur
Längsrichtung des Bootes und wird teilweise durch die Widerstandsflächen unter Wasser
(den Lateralplan) kompensiert.
Fachausdrücke
Richtungsänderungen
Eine Drehung des Bootes an den Wind nennt man Anluven. Die entgegengesetzte Bewegung, vom Wind
weg, nennt man Abfallen.
Dreht man das Boot über das Anluven hinaus mit der Bugspitze in den Wind hinein, so nennt man
dies aufschießen. Schiffe mit Schratsegeln kann man durch Aufschießen in eine sichere Ruhelage
bringen, weil der Wind in dieser Position keinen Druck mehr auf das oder die Segel ausübt.
Dreht man das Boot weiter mit der Bugspitze durch den Wind hindurch, so dass das Segel von der
anderen Seite her wieder Wind aufnimmt, so nennt man dies wenden. Dreht man umgekehrt mit dem
Heck durch den Wind, so nennt man dies halsen.
Killen
Das Flattern der Segel, wenn diese im Winde liegen, wird Killen genannt. Durch ändern des Kurses
oder durch ändern der Segelstellung werden die Segel an den Wind oder vor den Wind gebracht, sie
füllen sich, sie hören auf zu killen. Der Ursprung des Begriffs Killen ist bei den technischen
Gegebenheiten großer Schiffe zu suchen. Dort werden die Schoten der Vorsegel über große Blöcke
geführt, welche beim Killen des Segels ebenfalls umherschlagen. Zu früheren Zeiten waren diese
Blöcke groß und schwer (Material: Holz), so dass ein Seemann der sich in diesem Bereich aufhielt
sehr leicht erschlagen werden konnte.
Gleiten
Ein Begriff für den Bewegungszustand von Booten, die den größten Teil ihres Auftriebes nicht
durch ihre Verdrängung, sondern durch ihre Geschwindigkeit gepaart mit ihrer Bootsform erhalten.
Das Boot "hebt" sich dabei etwas aus dem Wasser, wie man es auch bei vielen Motorsportbooten
beobachten kann. Beim Gleiten haben die meisten Boote einen viel kleineren Wasserwiderstand als
bei normaler Verdrängerfahrt. Das Gleiten wird deshalb bei vielen Jollen angestrebt, um hohe
Geschwindigkeit zu erreichen; dazu wird oft sogar ein längerer Kurs gewählt. Gleiten ist nur bei
grösseren Windstärken (ab ca. 3-4 Bft) möglich. Dann kann die Gleitschwelle überwunden werden.
Trimm
Ein seemännischer Begriff für die "Einstellungen" eines Bootes. Die Segelausrichtung wird
Segeltrimm genannt. Die Position, Neigung, Biegung und Spannung des Mastes wird unter dem Begriff
"Masttrimm" zusammengefasst. Der Gewichtstrimm wird durch Umpumpen von Wasser in Ballasttanks
oder bei Jollen durch die Position der Mannschaft geregelt. Er sorgt für Neigung des Bootes
sowohl nach Luv oder Lee als auch nach achtern oder zum Bug. In der Seefahrt nennt man Trimm auch
die Neigung des Schiffes in Längsrichtung; der Trimm wird angegeben in Zentimeter und gibt den
Unterschied zwischen dem vorderen und hinteren Tiefgang an. Im Gegensatz hierzu nennt man die
Neigung nach Backbord oder Steuerbord "Schlagseite".