Jolle
Die Jolle ist ein Segelboot, bei dem der mittschiffs liegende Masse-Schwerpunkt oberhalb
des waagerecht veränderlichen so genannten Formschwerpunkts liegt.
Eine krängende Jolle richtet sich nur bei sehr begrenzten Krängungswinkeln von allein
wieder auf, sobald die Krafteinwirkung (zum Beispiel durch Winddruck) endet. Bei stärkerem
Wind oder in Böen verlagert die Crew ihr Körpergewicht in Luv nach außen, indem sie
ausreitet oder "in das Trapez geht". Dadurch verlagert sich der Masse-Schwerpunkt der Jolle
nach Luv, die Jolle stabilisiert sich wieder. Reagiert die Besatzung nicht oder nicht
rechtzeitig auf Veränderungen des Winddrucks (zum Beispiel durch Ausreiten oder Fieren
des Segels), kann die Jolle nach Luv (bei plötzlich nachlassendem Winddruck, das heißt in
so genannten Fallböen) oder Lee (bei plötzlich steigendem Winddruck, das heißt in Böen)
kentern. Eine Jolle ist in der Regel mit festen und losen Auftriebskörpern ausgestattet, so
dass eine Jolle zwar kentern, aber nicht sinken kann. (Eine Jolle ist "kenterbar, aber
unsinkbar".) Ausnahme: Schwere Zusammenstöße mit anderen Fahrzeugen oder Gegenständen
können zum Reißen loser Auftriebskörper (bei Unfällen möglich) und nach Aufreißen der
Bordwände zur Zerstörung und zum Ausschwimmen von festen Auftriebskörpern
(extrem unwahrscheinlicher Fall) führen. In diesen Fällen ist auch eine Jolle sinkbar. Die
Sicherheitsvorschriften im Jollenbau sehen daher zusätzlich zu den losen Auftriebskörpern
eine Anzahl fester Auftriebskörper mit einem solchen Mindestauftrieb vor, dass die
vollgelaufene Jolle inkl. des Besatzungsgewichtes nicht unter die Wasseroberfläche absinken
kann. Die festen Auftriebskörper sind häufig in den losen Auftriebskörpern, sozusagen als
Reserve, untergebracht.
Eine Jollenklasse bezeichnet Jollen mit einer einheitlichen Bauvorschrift, welche die Boote
bei Regatten direkt vergleichbar macht. Entsprechend werden für Jollenklassen meist von der
Klassenvereinigung Klassenregatten veranstaltet.
Die Bauvorschrift bezieht sich üblicherweise mindestens auf Rumpfform, Länge, Breite und
Segelfläche. Meist sind auch andere Maße des Bootes beschränkt (zum Beispiel Länge des
Masts, Schwertlänge, usw.). In Deutschland gibt seit etwa 1900 überregionale Jollenklassen.
Bekannte Einhand-Jollenklassen sind
- Optimist
- Contender - (internationale Klasse)
- Laser - (olympische Klasse Männer)
- Laser Radial - (olympische Klasse Frauen)
- Europe - (internationale Klasse)
- Finn - (olympische Klasse offen)
- Flash
- Splash - (internationale Klasse)
Bekannte Zweimann-Jollenklassen sind
- 420er
- 470er - (olympische Klasse)
- 49er - (olympische Klasse)
- 505er
- BM-Jolle
- Conger
- Flying Dutchman
- H-Jolle
- Korsar
- Lis-Jolle
- Pirat
- Vaurien - (internationale Klasse)
- VB-Jolle
- INT14