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Diese Seite beschäftigt sich mit der Schiffahrt und speziell mit dem Thema Segeln und speziellen
Segelbootstypenklassen und liefert hier einige ausgesuchte Informationen. Viel Spaß beim Lesen!
Titelthema - die Windjammer
Windjammer ist eine Segelschiffsgattung, mit dem die letzten großen Segelschiffe zusammengefasst
werden, die ab etwa 1870 bis 1925 gebaut wurden.
Sie gingen aus dem Klipper hervor, von dem z.B. der Klipperbug übernommen wurde, aber sie waren
nicht so sehr auf Geschwindigkeit ausgelegt, sondern in Richtung ökonomischen Transport optimiert,
da sie vor allem Massengüter wie Salpeter, Kohle, Guano, Weizen oder Zement transportieren. Auch
empfindliche Güter, die man der ständigen Erschütterung der Dampfmaschinen nicht aussetzen wollte,
wurden noch Segelschiffen anvertraut. Die Preussen hatte zum Beispiel auf ihrer letzten Fahrt
Klaviere als Fracht. Die Schiffe hatten daher einen vergleichsweise rechteckigen Rumpf mit
geräumigen Laderäumen und eine Besegelung, die mit weniger Personal auskam. Die Tragfähigkeit
verdreifachte sich dadurch im Vergleich zu den Klippern.
Die Windjammer waren Schiffe der frühen Industrialisierung und profitierten daher schon von den
Errungenschaften industrieller Produktion wie Rümpfe und Masten aus Eisen oder Stahl, Stahlseile
für die Takelung und Winden an Deck zur Arbeitserleichterung. Hilfsdampfmaschinen zur Bedienung
von Ladegeschirr und Pumpen wurden ebenfalls installiert. Ein gemischter Antrieb mit Segel und
Maschine kam versuchsweise zum Einsatz, bewährte sich aber nicht. Windjammer waren als Bark und
Vollschiff mit drei oder vier Masten getakelt, Fünfmaster blieben die Ausnahme. Die zuletzt in
Deutschland gebauten Viermastbarken waren typisch 100 Meter lang, hatten 3000 Bruttoregistertonnen
(BRT) und 4000 Tonnen Tragfähigkeit bei etwa 40 Mann Besatzung.
Windjammer werden auch als Tiefwassersegler bezeichnet, was zum Ausdruck bringen soll, dass sie
für interkontinentale Reisen über die tiefen Ozeane gedacht sind. Für Fahrten in küstennahen
Gewässern sind sie schlecht geeignet und meist auf Schlepper angewiesen, da sie durch die
Takelung mit Rahsegeln schlecht kreuzen können. Dies ist auf den Ozeanen selten notwendig, da die
Routen anhand der vorherrschenden Winde gewählt wurden.
Die Windjammer standen in direkter Konkurrenz zu den Dampfern, die schon weite Bereiche der
Schifffahrt erobert hatten und Segler in immer kleiner werdende Nischen drängten. Die Domäne der
Großsegler waren überlange Distanzen, die wegen des Brennstoffproblems durch Dampfer noch nicht
ökonomisch bedient werden konnten. Dazu zählte vor allem die Salpeterfahrt von Chile nach Europa
um die Südspitze Südamerikas, dem Kap Hoorn oder der Weizentransport aus Australien.
Während die damals führende Schifffahrtsnation Großbritannien sehr schnell ihre Handelsflotte auf
Dampfer umstellte, fanden die Windjammer in Frankreich und Deutschland noch ihre Anhänger. In
Deutschland wurden vor allem die so genannten Flying-P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz
berühmt. In Frankreich war die führende Reederei mit Segelschiffen Bordes & Fils.
Im Ersten Weltkrieg gingen viele Windjammer verloren, was das Ende der Frachtschifffahrt unter
Segeln besiegelte.
Als letzter unterhielt der finnische Reeder Gustaf Erikson bis zum Zweiten Weltkrieg noch eine
Flotte von Windjammern in der Frachtfahrt.
Der letzte als Frachtsegler gebaute Windjammer war die 1926 bei F. Laeisz in Dienst gestellte
Padua. Danach wurden noch einige Windjammer für Schulungszwecke der Handels- und Kriegsmarinen
gebaut, die vielfach noch heute im Einsatz sind. In der jüngsten Zeit folgten wieder einige
Neubauten als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Schulschiffe und als luxuriöse Kreuzfahrer,
wie die Royal Clipper.
Heute werden die Windjammer nur noch als Segelschulschiffe bei der Marine verwendet oder zu
Miet- oder Ausstellungszwecken benutzt, z.B. bei der Kieler Woche.